in den letzten Jahren haben Sie gemeinsam mit LOWA den Kinderschuh LEDRO GTX MID JUNIOR entwickelt. Waren Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Dr. Micha Bahr: Ich war mehr als zufrieden mit dem Ergebnis, denn der Schuh erfüllt alle von uns geforderten Kriterien. Diese umfassten zum Beispiel ein optimiertes Abrollverhalten, einen perfekten Knöchelsitz und Knöchelhalt, viel Spielraum für die Zehen und nicht zuletzt eine kindgerechte Gesamtpassform. Aber entscheidend ist eigentlich nicht, wie wir als Erwachsene und Ideengeber den Schuh finden, sondern, dass er bei den Kindern so gut ankam. Sie waren begeistert. Das war der Beweis, dass LOWA die Idee perfekt und richtig verwirklicht hat.
Im zweiten Schritt kommt nun noch ein Halbschuh mit ins Programm. Worauf haben Sie hier besonders geachtet?
Dr. Micha Bahr: Beim LOW-CUT-Schuh ist der Knöchelhalt genauso wichtig, wie bei einem MID- oder HIGH-CUT-Modell. Nur ist er hier wesentlich schwerer umzusetzen. Doch ich denke, das ist uns wieder gut gelungen. Bei einem Halbschuh ist der Einsatzbereich natürlich ein etwas anderer. Daher spielen hier auch Punkte wie das Gewicht eine Rolle. Ansonsten gelten bei dem Schuh die gleichen hohen Ansprüche an die Dämpfung, den Spielraum für die Zehen sowie das Abrollverhalten, wie für das MID-CUT-Modell.
Warum ist es so wichtig, dass Schuhe speziell für Kinder entwickelt werden? Könnte man nicht einfach Schuhe für Erwachsene kleiner machen?
Dr. Micha Bahr: Das war jahrelang so in Mode und ist auch weiterhin bei vielen Firmen üblich. Wir sprechen aber von einem Organismus, der sich im Wachstum befindet und der leider auch noch verformbar ist. Die Anforderungen sind daher völlig andere. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich ein Kind im Gelände viel „ursprünglicher“ bewegt. Kinder laufen mit deutlich besserem Abrollverhalten und verlangen das auch von der Ausrüstung. Zudem ist der Bandapparat weicher und gefährdeter als bei Erwachsenen, weshalb er mehr gestützt werden muss, ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Welche Tipps haben Sie für Eltern, wenn es darum geht, die richtigen Schuhe für ihre Kinder zu finden?
Dr. Micha Bahr: Generell gilt bei Kindern natürlich eines ganz besonders: Ein Schuh darf nicht zu groß und nicht zu klein sein. Daher rate ich Eltern immer, die Innensohle aus dem Schuh zu nehmen und das Kind mit dem Fuß daraufzustellen. Hier sollte dann noch vor der Großzehe etwa ein Kinderdaumen breit Platz sein. Dann rate ich dazu, die Sohle des Schuhs einmal zu verwinden, um zu überprüfen, wie weich diese ist. Wenn diese viel zu leicht „drehbar“ ist, dann kann der Schuh wieder zurück ins Regal. Im Anschluss sollte man das Kind bitten, die Zehen im Schuh zu bewegen. Wenn dies möglich ist, passt der Schuh optimal. Kinder haben nämlich einen Reflex, der in verschiedenen Bewegungssituationen auslöst, dass sie ihre Zehen krallen. Damit dies möglich ist, benötigen sie ausreichend Raum in der Zehenbox. Am Ende kommt es dann natürlich auch noch darauf an, ob dem Kind der Schuh gefällt – denn ansonsten hat man als Eltern keine Chance, dass er überhaupt getragen wird.